Wie alt ist dieser Baum? Diese Frage stellt ihr uns immer wieder auf unseren Wanderungen durch das UrwaldProjekt. Wir zeigen euch, wie man sich der Antwort darauf zumindest annÀhern kann.
3 Tipps, wie du das Alter eines Baumes schÀtzen kannst
Richtig gelesen, schĂ€tzen, denn: Ohne den Baum zu verletzen, kann man sich dem Alter immer nur annĂ€hern. Doch auch dies ist schon spannend und kann erstaunliche Ergebnisse hervorbringen!Â
Tipp 1: Wachstumsjahre zĂ€hlenâŠ
âŠbei jungen LaubbĂ€umenÂ
Einige LaubbÀume, wie zum Beispiel die Rotbuche, Linde oder Ahorn, erlauben es in jungen Jahren, ihr Alter durch ZÀhlen der Stipulanarben, auch Jahrringe genannt, abzuschÀtzen. Das geht so: Identifiziere zunÀchst den Terminaltrieb, also den Haupttrieb des jungen BÀumchens, der die Wachstumsrichtung bestimmt. An dessen Ende findest du die Terminalknospe. Dort ist der Ast eher glatt, du findest jedoch zwischendurch immer kleine Knötchen, die sogenannten Jahrringe bwz. Stipulanarben.

âŠbei NadelbĂ€umenÂ
NadelbĂ€ume machen dir die Bestimmung ihres Alters sogar noch einfacher. Ihr Wachstum geht in der Regel sehr ordentlich vonstatten und sie bilden jedes Jahr eine neue âEtageâ, bestehend aus mehreren Seitentrieben auf gleicher Höhe rund um den Baum herum (auch âQuirlâ genannt). Diese kannst du nun ganz einfach zĂ€hlen. Beachte, dass einzelne Ăste zwischendrin nicht mitgezĂ€hlt werden und dass auch hier ganz junge BĂ€ume hĂ€ufig etwas langsamer wachsen.Â
Diese Etagen sind auch bei Ă€lteren NadelbĂ€umen gut sichtbar, hĂ€ufig sind jedoch die unteren Ăste dann bereits abgestorben und es sind nur noch Astnarben ĂŒbrig. Auch hier zĂ€hlst du am besten von oben nach unten, so weit du kommst, und kannst dann entsprechend abschĂ€tzen, wie lange der Baum fĂŒr das restliche Wachstum gebraucht hat.Â
Tipp 2: Umfang messen fĂŒr die Bestimmung des Baumalters
Eine weitere Methode, mit der du das Alter eines Baumes ungefĂ€hr bestimmen kannst, ist die Messung des Baumumfangs. GrundsĂ€tzlich gilt: Je lĂ€nger ein Baum wĂ€chst, desto dicker ist er. Hat man nun Erfahrungswerte, wie schnell eine bestimmte Art wĂ€chst, kann man anhand des Umfangs das Alter bestimmen. HierfĂŒr kannst du z.B. auf baumportal.de zurĂŒckgreifen. Achtung: Da die Wachstumsbedingungen eine wichtige Rolle spielen, kann auch diese Methode wieder nur eine AnnĂ€herung an das tatsĂ€chliche Alter sein.Â
So misst du dem Baumumfang richtig: Mit einem Zollstock ermittelst du eine Höhe von etwa einem Meter, auf der du anschlieĂend den Umfang messen wirst. Sollte der Baum in einem Hang wachsen, achte darauf, den Meter etwa in der Mitte zu messen (also nicht am oben oder unten liegenden Rand). Mit einem normalen MaĂband oder einem FörstermaĂband kannst du aus dem Umfang anschlieĂend den Durchmesser ermitteln, auch dies ist auf baumportal.de möglich.Â
Tipp 3: Jahrringe des Stamms zÀhlen
SelbstverstĂ€ndlich wollen wir keinen Baum verletzten oder gar fĂ€llen, um sein Alter zu bestimmen. HĂ€ufig findet man jedoch auf einem Spaziergang ganz in der NĂ€he Ă€hnliche BĂ€ume, die umgestĂŒrzt sind oder gar gefĂ€llt wurden. Auch eine Bohrkern-Entnahme ist eine Möglichkeit.Â
Exkurs: Wie entstehen Jahresringe an einem Baum?
Es ist ein Irrglaube, dass die Jahrringe eines Baums durch den Wechsel zwischen Sommer und Winter entstehen. Viel mehr liegt es am unterschiedlichen Wachstum im FrĂŒhjahr/zeitigen Sommer, wenn der Baum möglichst rasch wachsen möchte und daher leichtes, luftiges und somit helles Holz ausbildet, und dem spĂ€ten Sommer/frĂŒhen Herbst, wenn das Wachstum wieder gemĂ€chlicher vonstatten gehen kann, was sich in festerem, hĂ€rterem und daher dunklerem Holz zeigt.
Ein Jahr besteht somit aus jeweils einem hellen und einem dunklen Ring. ZĂ€hle zur Bestimmung des Alters also nur die hellen oder nur die dunklen Streifen (wenn du alle Streifen zĂ€hlst, teilst du das Ergebnis am Ende einfach durch zwei). Falls möglich solltest du so nah am Boden wie möglich zĂ€hlen, sonst musst du ggf. noch einige Jahre draufschlagen.Â
Tipp: Eine Lupe kann dabei durchaus hilfreich sein, da die einzelnen Ringe gerade an naturnah und somit langsam gewachsenen BÀumen nicht immer einfach zu erkennen sind. Einzelne Baumscheiben können zuhause auch geschliffen und geölt werden, damit der Kontrast besser sichtbar wird.
Basierend auf diesem Ergebnis kann man sich dem Alter benachbarter BĂ€ume, die unter sehr Ă€hnlichen Wachstumsbedingungen leben, gut annĂ€hern. Teilt hierfĂŒr den Durchmesser (abzĂŒglich der Rinde) durch die Anzahl der Jahre und ihr erhaltet das durchschnittliche Wachstum pro Jahr an diesem Standort. Doch ihr seht schon: Auch hier ist es wieder lediglich eine AnnĂ€herung an das tatsĂ€chliche Alter.
Fazit â Wie gut kann man das Alter eines Baumes bestimmen?
Es ist sicher deutlich geworden: Insbesondere bei den Methoden, die den Baum nicht verletzen, können wir das Alter stets nur schÀtzen bzw. ein Mindestalter errechnen. Zu viele Faktoren (z.B. fehlende Ausbildung von Jahrringen in Trockenjahren oder Stockaustrieb: aus einem alten Stamm wÀchst nach FÀllung ein neuer Stamm, der mit der Ausbildung der Jahrringe von vorne beginnt, obwohl der unterirdische Teil des Baums schon viel Àlter ist, siehe z.B. Old Tjikko) können das Ergebnis beeinflussen.
Dennoch: Es kann unglaublich faszinierend sein, das ungefĂ€hre Alter eines Baumes zu errechnen und sich vorzustellen, welche geschichtlichen Ereignisse dieser schon âerlebtâ hat, welche historischen Persönlichkeiten ihn vielleicht schon sahen und wie die Umgebung ausgesehen haben mag, als er noch ein kleiner Spross war. Es schĂ€rft in jedem Fall die Demut vor diesen wunderbaren Geschöpfen und stĂ€rkt den Wunsch, sie zu schĂŒtzen.Â
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