Waldwissen

Fireworks of color – autumn in the deciduous forest

Farbenfeuerwerk – Herbst im Laubwald

Mit dem „Indian Summer“ hat man in den USA und Kanada sogar einen eigenen Begriff geschaffen, der das kunterbunte Wettleuchten der BlĂ€tter in den dortigen ausgedehnten LaubwĂ€ldern beschreibt. Doch auch bei uns lĂ€sst sich jetzt ĂŒberall dort, wo noch naturnahe LaubwĂ€lder wachsen dĂŒrfen, ein wahres Feuerwerk an unterschiedlichen BlattfĂ€rbungen beobachten.

Hinter diesem Spektakel steckt dabei meist nicht viel mehr als das genial perfektionierte Recycling im Reich der langlebigen und genĂŒgsamen Riesen. So zerlegen BĂ€ume im Herbst, die in den BlĂ€ttern erhaltenen NĂ€hrstoffe, die sie zuvor mĂŒhsam dem Erdreich abgetrotzt haben. Diese speichern sie dann im Stamm und den Wurzeln, um sie an einem sonnigen April- oder Maitag wieder fĂŒr den krĂ€ftezehrenden Austrieb des frischen GrĂŒns zur VerfĂŒgung zu haben. Auch die kleinen grĂŒnen Kraftwerke des Chlorophylls werden in ihre Bestandteile zersetzt und verschwinden dann aus der möglichen Farbpalette. So wird es fĂŒr andere Farbstoffe möglich, die sich das ganze ĂŒbrige Jahr hinter dem GrĂŒn versteckt haben, in den Vordergrund zu treten. Insbesondere die gelblichen Karotinoide sorgen dann fĂŒr die uns bekannten Farben.

Es gibt jedoch auch Baumarten, denen die Palette an Farbtönen, die zufĂ€llig entsteht, noch nicht reicht. So produzieren vor Allem Ahornarten spezielle chemische Verbindungen, Anthocyane genannt. Diese sorgen dann fĂŒr das leuchtende Rot im Feuerwerk der Natur. Doch auch wenn es uns an manch sonnigem Oktobertag so scheint, als wĂŒrden die BĂ€ume nur fĂŒr uns um die Wette leuchten, sind die eigentlichen Adressaten fĂŒr diese farbenfrohen Botschaften ganz andere Kreaturen.

So ist eine Hypothese fĂŒr diese noch nicht vollstĂ€ndig verstandene, aber energiezehrende und erst einmal unnötig erscheinende FĂ€rbung der BlĂ€tter, dass das leuchtende Rot eine Warnung fĂŒr ungebetene GĂ€ste sein könnte. Eine ganze Armada von verschiedenen Insektenarten ist im Herbst auf der Suche nach geeigneten EiablageplĂ€tzen. Aus diesen schlĂŒpft dann mit dem Blattaustrieb im FrĂŒhjahr der Nachwuchs und beginnt gleich das große Fressen. Genau diesen Plagegeistern soll die rote VerfĂ€rbung eine Warnung sein; Achtung wehrhaft. Das besonders gesunde und gut versorgte BĂ€ume sich intensiv verfĂ€rben passt auch zu dieser Hypothese. Diese signalisieren so, dass sie ausreichend Energie und NĂ€hrstoffe â€žĂŒbrig“ haben, um sich gegen potenzielle Fressfeinde zur Wehr zu setzen.

Dieser Theorie kann man entgegensetzen, dass viele Insekten keine roten Farben sehen können. FĂŒr diese Insekten könnte die rote VerfĂ€rbung dann eher eine Tarnung sein. Dann wiederum gibt es Insekten, die viele Rottöne nicht wahrnehmen können, dafĂŒr aber im ultravioletten Bereich sehen. Rote BlĂŒten, wie z.B. die des Klatschmohns reflektieren in diesem Lichtspektrum besonders stark. Hier dĂŒrfte die VerfĂ€rbung dann trotzdem wieder eine starke Signalwirkung haben.

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