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Pionierbaumarten – Birke, Espe und Co

Pionierbaumarten – Birke, Espe und Co

Das sind typische Merkmale von Pionierbaumarten

Vielleicht habt ihr schon einmal den Begriff „Pionierbaumart“ gehört und euch gefragt, was das genau bedeutet. Inwiefern können BĂ€ume Bahnbrecher, Wegbereiter sein, wenn man dem Wortsinn des Begriffs „Pionier“ folgen möchte? Am Beispiel der Espe (auch Zitterpappel oder Aspe genannt) sowie der Birke werden wir euch dies erklĂ€ren.

Unser YouTube Video ĂŒber Pionierbaumarten findest du hier:

Definition: Was sind Pionierbaumarten?

Sie sind die Abenteurerinnen und Entdeckerinnen unter den BĂ€umen: Pionierbaumarten. Am liebsten erobern sie freie, offene FlĂ€chen fĂŒr sich, auf denen bisher keine oder wenige andere BĂ€ume zu finden sind.

Eigenschaften der Pionierbaumarten

Es gibt einige Eigenschaften, die die Pionierbaumarten einen und die ihnen dabei helfen, ihren Eroberungsdrang auszuleben.

Viele Samen & weite Verbreitung der Samen

Bereits die Samen geben Aufschluss darĂŒber, wo und wie sich BĂ€ume wohlfĂŒhlen. Die zahlreichen Samen der Espe zum Beispiel sind extrem leicht, vergleichbar mit WattebĂ€uschchen oder Schnee, wodurch sie weite Strecken fliegen können – in einem Sturm oder auf einem Fluss durchaus auch mehrere hundert Kilometer. Dies zeigt, dass die Baumart lieber nichts mit ihrem Nachwuchs zu tun haben möchte und ihn nicht direkt um sich schart, wie z.B. die Buche das tut. Espen erobern freie FlĂ€chen, die beispielsweise durch Kahlschlag oder einen Brand entstanden sein können und wo sich am besten noch keine anderen BĂ€ume angesiedelt haben. Ihre AnsprĂŒche an die Standorte sind dementsprechend eher gering, gerade was die NĂ€hrstoff- und Wasserversorgung angeht. 

Espen können sich zudem auch ĂŒber WurzelauslĂ€ufer verbreiten, die sogenannte Wurzelbrut. Aus einer einzigen Wurzel können so – in ausreichender Entfernung - mehrere StĂ€mme wachsen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Zitterpappel-Wald namens Pando im Fishlake National Forest in Utah, USA. Auf einer FlĂ€che von 43 Hektar sind etwa 47.000 StĂ€mme ĂŒber ein einziges Wurzelsystem miteinander verbunden. Pando, was aus dem Lateinischen fĂŒr "sich ausbreiten" kommt, wird oft als einer der Ă€ltesten BĂ€ume der Welt angesehen, da “der Baum” viel mehr ist als nur das, was wir an der OberflĂ€che sehen. Obwohl das genaue Alter des Wurzelsystems schwer zu ermitteln ist, wird Pando auf etwa 40.000 bis 80.000 Jahre geschĂ€tzt. 

Rasches Jugendwachstum  

Sobald ein Pionierbaum einen Standort erobert hat, steckt er viel Energie in ein rasches Wachstum, um sich schneller als andere Baumarten seinen Platz an der Sonne zu sichern. Diesen Sprint macht das viele Sonnenlicht der FreiflĂ€che erst möglich, so hat der Baum viel Zucker fĂŒr das Wachstum zur VerfĂŒgung. Schatten von unliebsamen Konkurrenten mögen PionierbĂ€ume daher gar nicht. 

Um sich die Konkurrenz um das Sonnenlicht so lange wie möglich vom Halse zu halten, hat die HĂ€ngebirke sich einen besonderen Trick ausgedacht. Sie nutzt ihre Äste wie kleine Peitschen, die schon bei wenig Wind ins Wackeln geraten und stetig gegen potenzielle NachbarbĂ€ume schlagen, um es diesen so ungemĂŒtlich wie möglich zu machen und ggf. sogar kleine Verletzungen zuzufĂŒgen. Generell sind Pionierbaumarten jedoch eher konkurrenzschwach. 

Normalerweise werden Pionierbaumarten nicht so alt wie ihre Kollegen im Wald, da sie von klein auf viel Energie in ihr schnelles Wachstum stecken. Nach etwa 100 bis 140 Jahren haben sie ihr Ziel, sich in die Welt zu verbreiten, meist erreicht und sterben ab. Ausnahmen (Stichwort: Pando) bestĂ€tigen auch hier natĂŒrlich die Regel. 

Robustheit

Das freiwillige und ausgiebige Sonnenbad zeigt schon, dass Pionierbaumarten ĂŒber gute Schutzmechanismen vor extremen Klimabedingungen verfĂŒgen mĂŒssen. 

Die weiße Rinde der Birke beispielsweise ist kein Zufall: Sie schĂŒtzt sich damit vor Verbrennungen, vergleichbar mit einem weißen T-Shirt, das wir uns im Hochsommer zum Schutz vor Sonnenbrand ĂŒberziehen, welches gleichzeitig die Sonne reflektiert.  

Die Redewendung “Zittern wie Espenlaub” kommt ĂŒbrigens nicht von ungefĂ€hr: Die BlĂ€tter der Zitterpappel schĂŒtzen sich durch ihre FlexibilitĂ€t vor SchĂ€den, die starker Wind oder Sturm auf freier FlĂ€che anrichten könnte.  

Heimische Pionierbaumarten

Beispiele fĂŒr in Deutschland beheimatete Pionierbaumarten sind, neben den bereits erwĂ€hnten Espen und Birken, auch Waldkiefern, Schwarzerlen, Salweiden, Ebereschen und EuropĂ€ische LĂ€rchen.

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